Tom Gerhardt weilt noch bis zum 25. Juni in München. Was er hier so alles treibt, was ihn mit seiner bayerischen Lieblingsstadt so alles verbindet – das und noch viel mehr verrät er im Gespräch mit der AZ. Dabei stellten wir fest: auch fernab von Bühne oder Fernsehkamera ist der Schauspieler und Comedy-Superstar (u.a. "Hausmeister Krause", "Ballermann 6", "Siegfried", "Voll normaaal") witzig. Was ja nicht bei allen Komödianten der Fall ist…
"Ja mei", sagt Tom Gerhardt in perfekt bayerischer Klangfärbung. Der spaßige Kölner ist bekennender München-Fan. "Ich habe hier ja ab 1999 zehn Jahre lang ‚Hausmeister Krause‘ mit der Constantin Film und SAT.1 aufgenommen. Deshalb bin ich mit der Stadt bestens vertraut, war jedes Jahr zwei Monate lang hier, habe hier sehr gute Freunde.
Tom Gerhardt outet sich als großer München-Fan
München ist eine Stadt, in der man sich toll aufhalten kann, damals bin ich an jedem freien Tag in die Berge oder zu einem See gefahren, hab mir ein Boot am Ammersee oder am Walchensee gemietet, das liebe ich", schwärmt der Komiker. Der aber lieber als Komödiant bezeichnet wird, wie er sogleich hinzufügt. "Das klingt feiner, Komiker hört sich für mich ein bisschen nach roter Pappnase an".
Auf der Bühne in "Dinner für Spinner" in der Komödie im Bayerischen Hof
Bis zum 25. Juni ist er im Stück "Dinner für Spinner" in der Komödie im Bayerischen Hof zu sehen und lebt in der Zeit in einer der theatereigenen Wohnungen in der Münchner Altstadt. Gerhardt freue sich, das köstliche Stück endlich in seiner "zweiten Heimatstadt" zu präsentieren.
Er will die Münchner, trotz des Wetters, in Sommerlaune versetzen: "Was ich mit diesem Stück und der gestandenen Schauspiel-Truppe garantieren kann. Denn bald 400 Mal hat es quer durch Deutschland super geklappt. Meine Rolle des Terminator-Trottels Mathias Bommes – ein armer Spinner, einsam und überaus anhänglich, der nicht das Böse, sondern stets das Gute schaffen will und dabei doch reichlich Unheil anrichtet – hat mir Regisseur und Multi-Talent René Heinersdorff auf dem silbernen Tablett garniert.
Mit Adlerblick hat er erkannt, dass die Figur des unterbelichteten Mega-Gutmenschs für mich wie geschaffen ist. Hmm... muss ich mir da Gedanken machen?", sinniert er. Und lacht erneut sein ansteckendes Lachen.
"Freundlich bleiben, solange es geht..."
Dass es einer gehörigen Portion Intelligenz bedarf, um Rollen wie die des tollpatschigen Finanzamt-Angestellten Matthias Bommes, der in seiner Freizeit Streichholzmodelle aller Art bastelt, überhaupt spielen zu können – das beweist Tom Gerhardt einmal mehr, schließlich hat er unter anderem Germanistik und Philosophie studiert und unter anderem fürs Kulturressort einer Kölner Tageszeitung geschrieben. Ist er denn privat auch jemand, der es allen immer recht machen will? Der 65-Jährige schüttelt den Kopf: "Nein, allen kann man es nicht recht machen! Aber für die, mit denen man nicht kann, gibt es ein Zauberwort: Diplomatie. Freundlich bleiben, solange es geht …"
Gerhardt schwärmt vom Theaterspiel: "Im Glücksfall bekommst du die Energie zehnfach zurück"
Zu seinen beruflichen Highlights befragt, sagt er: "Die Bühne ist die Mutter aller Dinge: da erleben wir die Urform der Schauspielerei. Da bist du direkt vor deinem Publikum – da musst du Gladiator sein: Siegen oder untergehen. Und im Glücksfall bekommst du die Energie zehnfach zurück, die du verstrahlst. Jede Menge Adrenalin!"
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Aber es sei das Fernsehen, das weite Popularität schaffe, denn dort erreiche man ganz viele Leute auf einmal. "Und natürlich das Kino, es ist Glamour und dort kannst du viel mehr zeigen". Er selbst hatte Glück, gibt Gerhardt zu: "Die klasse Zusammenarbeit mit Bernd Eichinger selig, den Produzenten Herman Weigel und Martin Moszkowicz von der Constantin Film war definitiv ein Highlight. Und ohne die Münchnerin Gabriele Walther von der Caligari-Film wäre ich bei dem Dreh verloren gewesen."
Gerhardt gesteht: "Ich bin ein schrecklich Morgenmuffel"
Worüber kann jemand, der sich von Berufs wegen mit Humor und Komik beschäftigt, noch lachen? "Über alltägliche, kleine Verrücktheiten, also ständig", gesteht er. Und lacht. Und wenn er mal schlecht drauf ist? Tom Gerhardt: "Das ist bei mir meist morgens der Fall, ich bin ein schrecklicher Morgenmuffel! Und der totale Nachtmensch, meine Frau sagt immer, ich sei ein Wolf, weil ich in der Nacht so richtig aufdrehe. Und wenn ich abends spiele, schlafe ich nie vor drei Uhr morgens …"
Privatleben: Tom Gerhardt lernte Ehefrau Nadja in München kennen
Apropos Ehefrau, mit Nadja da Silva ist Tom Gerhardt seit 2019 verheiratet, bei seiner Spielzeit in München sie nicht dabei. Warum? "Leider, aber sie kümmert sich um unseren schulpflichtigen Teenager und um meine betagte Frau Mama. So setze ich mich also jeweils nach den Sonntagsvorstellungen in den Zug nach Köln und fahre am nächsten Abend zurück, denn montags haben wir ja spielfrei." Sein Sohn Rodrigo will ihn in den Pfingstferien besuchen kommen: "Darauf freue ich mich schon sehr".
Und wo eigentlich hat der Bühnen;- TV- und Kinospaßvogel die schöne Brasilianerin kennengelernt? "In München!", lacht Tom Gerhardt. Und: "Vor 18 Jahren. Direkt am Englischen Garten. In einer brasilianischen Bar namens Kalango's da hab ich mich manchmal bei einer Caipirinha vom Drehstress erholt, meine Frau hat dort bei einer brasilianischen Show getanzt."
Tom Gerhardt: Bodenständig, trotz großer Rollen
Sein Leben beschreibt er: "Voll normaaal! Der Titel meines ersten Kinofilms hat's perfekt getroffen … Ich liebe die Bühne – und da liefere ich verrückte Rollen... aber privat tauche ich gerne ab und will keinen großen Auftritt". Das klingt ja fast so, als besäße Tom Gerhardt eine gewisse Bodenhaftung? "Jaaa", nickt er, "darum mag ich auch Bayern so gern, weil es noch so bodenständig ist. Da fühle ich mich immer gleich heimisch. Und übe stets den Dialekt: a Helles, bittschön …!"